In diesen Wochen läuft im Mühlenkreis der Wettbewerb 'Unser Dorf hat Zukunft'. Im Kreisgebiet nehmen 31 Dörfer und Gemeinden teil. Die Gretchenfrage für die Bewertung: Was haben die Menschen aus ihrem Dorf gemacht – kurz, das engagierte Handeln der BewohnerInnen steht im Mittelpunkt der Jurybeurteilung.
Am Wettbewerb nicht teil nimmt die Initiative ‘Soziales Dorf‘. Kein Wunder, sie ist ja keine Kommune.
Inhaltlich aber hat sie Gewichtiges beizutragen: eine ökosoziale Zukunftsidee für den Ländlichen Raum mit “volkswirtschaftlichem Fundament“ und viel Zustimmung bei den Menschen quer durch die Gesellschaft.
‘Soziales Dorf‘ oder ein Dorf, das keine Kommune ist
Das ‘Soziale Dorf‘ ist die Idee für ein größeres soziales, ökologisches und kulturelles Lebensraumprojekt auf dem Land. Es ist ein neuer, anderer Weg für die Probleme durch Landzeitarbeitslosigkeit und deren menschliche & wirtschaftliche Folgen – ein umfassender Ansatz mit ausgeprägtem Modellcharakter.
Für die Lage des ‘Modelldorfes‘ ist der Kreis Minden-Lübbecke bzw. das angrenzende Südniedernachsen beabsichtigt.
Rund um die Idee hat sich seit Anfang 2010 eine kleine, sehr engagierte bundesweite Initiative gebildet. Das Projektvorhaben erntet im Netz – in Blogs, bei Twitter und Facebook – viel Zuspruch. Bemerkenswert: Diese Zustimmung geht kreuz und quer durch die Gesellschaft, ist nicht auf sozial Betroffene beschränkt!
Fazit nach 15 Monaten intensiver Social Media-Arbeit: Unsere Überlegungen für dieses ganzheitliche soziale & ökologische Modellprojekt in ländlicher Region kommen an!
In Minden geboren und dort beheimatet
Die Landidee ist bereits vor Jahren kurz nach Einführung des ALG2 in Minden entstanden. Sie ist seitdem hier in der Weserstadt beheimatet. Der Ideengeber ist Detlef Müller aus der Oberen Altstadt – ich selbst, der Schreiber dieser Zeilen.
Sicher über diese Projektidee “kann man streiten“, wie man so sagt. Das hat dann viel mit gesellschaftlichen Ansichten und persönlicher Lebenslage zu tuen.
Genauso sicher ist aber auch: Viele Menschen in Deutschland sind offen und bereit dafür, daß bei Hartz IV, Armut, chronischer Krankheit und Co. (auch) andere Wege gegangen werden! Sie haben die Nase voll vom menschenunwürdigen Umgang mit betroffenen Mitmenschen, von dem, was fast täglich in den Nachrichten zu lesen oder im eigenem Umfeld zu erleben ist.
Doch zurück zum derzeit laufenden Dorfwettbewerb bei uns im Landkreis …
Wichtig für Kommunen: Öffentlichkeit, Markenzeichen, Attraktivität & öko-soziales Handeln
Die Lorbeeren, sprich die ökonomisch so wichtige überregionale Aufmerksamkeit ernten Kommunen mit herausragenden Besonderheiten (Stichwort ‘Alleinstellungsmerkmal‘), Leuchtturmprojekten und mit sichtbaren Veränderungen hin zu mehr ökologischer Verantwortung. Günstig bei kommunalen Vorhaben ist, wenn das Engagement eine erkennbar soziale Komponente hat.
Klar, das wissen die Verantwortlichen in den Kreisen, Städten und Gemeinden Deutschlands längst. Der Ökotrend ist ja nicht neu. Entsprechend haben viele Kommunen bereits entsprechende ökologische Einzelprojekte oder Programme.
Das bedeutet für den Mühlenkreis: Mit einem ökologischen Vorhaben oder einer neue Energien-Strategie (EEN) allein ist im interkommunalen Vergleich nicht mehr so leicht zu punkten.
Leuchtturm für ein ganzes Jahrzehnt?
Bei einer Verwirklichung des Landprojektes ‘Soziales Dorf‘ sähe das anders aus. Ein vergleichbares ökosoziales Projekt in der Konsequenz, Größe und verändernden Bedeutung gibt es deutschlandweit bisher nicht. In der Art ist es möglicherweise auch weltweit einzigartig.
Im Mühlenkreis umgesetzt, könnte das Lebensraumprojekt Alleinstellungsmerkmal für den Kreis Minden-Lübbecke par exellence sein. “Im Sozialen Dorf würden sich die Medien die Klinke in die Hand geben.“ so die unbescheidene Einschätzung des Ideengebers.
Diese Aussage mag .. nein, sie ist weit vorgegriffen – aber sicher nicht aus der Luft. Die Entwicklung des Medieninteresses im letzten halben Jahr deutet das bereits an.
Das Neue an der sozialen Landprojektidee
Seit Jahren ist bekannt: “Arbeitslosigkeit und Armut machen krank!“ Das haben Studien und Erfahrungswerte mehr als bewiesen. Häufig sind die Gesundheitsbeschwerden schwer, dann meist anhaltend bzw. chronisch.
Ein Beispiel für das Ausmaß der Katastrophe: Depressionen sind bekanntermaßen weltweit stark auf dem Vormarsch. Arbeitslose sind laut Fachverband BPtK drei- bis viermal häufiger (!) betroffen als Menschen in Beschäftigung.
Um es zecks Verdeutlichung einfach zu wiederholen: Drei- bis viermal häufer …
Eine angepasste Gesundheitsvorsorge (Prävention) ist die zentrale Aufgabenstellung, der sich diese ganzheitlich angelegte Projektidee modellhaft stellt. Und eben Depressionen und depressive Erkrankungen werden dabei der gesundheitliche Schwerpunkt sein.
Für diese große Herausforderung soll laut Gesundheitskonzept der Initiative eine Kombination aus mehreren Maßnahmen eingesetzt werden. Das “Rezept“ dafür: Erfahrungswerte auswerten, Lebenshilfen bereitstellen sowie altes und neues Wissen v.a. aus der europäischen und asiatischen Alternativmedizin anwenden.
Passen würde ein solches Pilotprojekt Gesundheitsvorsorge in den Mühlenkreis auf alle Fälle. Die Region Ostwestfalen-Lippe ist eine der Gesundheitsregionen Deutschlands!
Medieninteresse längst nicht mehr ausschließlich im Netz
In diesen Monaten, wo noch nicht ein einziger gezeichneter Plan existiert, hat es bereits erste regionale & überregionale Medienanfragen (auch TV & Film) gegeben.
Bezeichnend für die (wachsende bundesweite) Aufmerksamkeit ist, daß Greenpeace Deutschland bei uns per Mail angefragt hatte, ob wir interessiert wären, mit der Projektidee an deren Aktionsplattform Greenaction teilzunehmen.
Das Geheimnis für die gute Medienwirksamkeit der Initiativenarbeit soll hier auch verraten werden, der Webdienst Twitter.
Soweit der Beitrag der Initiative für ein ‘Soziales Dorf‘ zum Kreiswettbewerb für den ländlichen Raum bei uns – wenn auch ohne Anmeldung dafür, sozusagen außer Konkurrenz.
Noch ein Hinweis für Interessierte: Im September findet übrigens das erste Bundestreffen ‘Soziales Dorf‘ in Minden statt – wo sonst als in der Oberen Altstadt.
Detlef Müller, Minden
Comments
Add a new commentDicke Bretter bohren für Soziales Dorf
Darunter bisher ein Kommentar über Alternativmedizin mit Erwiderung.
Auf der Projektseite eine Tickermeldung dazu. Die wurde immerhin bisher bereits über 200 gelesen.
Mindener Tageblatt: Dicke Bretter ..
Heute kam dann ein interessantes Telefonat mit jemandem aus Porta Westfalica über "Dorf" und das Thema Grundwasser / Nitratbelastung bei uns im Kreis zustande.
Schlechte Nachricht: Die Nitratbelastung bei uns im Landkreis ist hoch, gute Nachricht dabei für uns, das hindert grundsätzlich nicht an ökologischem Landbau.
Und: Viel Spaß beim Lesen.
wmde/de